Jahrestagung und Mitgliederversammlung vom 26.–28.04.2013 in Bertingen

Abb. 1. Dr. Weber gratuliert Vertretern des »Arbeitskreises Archäologie im Bernburger Land e.V.« zur Projektförderung (Foto: T. Fladung).

Abb. 1. Dr. Weber gratuliert Vertretern des »Arbeitskreises Archäologie im Bernburger Land e.V.« zur Projektförderung (Foto: T. Fladung).

Die ersten Teilnehmer der Jahrestagung im Hotel »La Porte« in Bertingen (Lkr. Börde) trafen sich am späten Freitagnachmittag zu einer Führung durch das Biosphärenreservat »Mittlere Elbe« mit Förster Hartwig von Bach.
Der erste Programmpunkt des folgenden Tages war die Mitgliederversammlung mit Begrüßungsworten durch den Vorsitzenden Dr. habil. Thomas Weber, Thorsten Neitzel, Mitarbeiter der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Börde und den örtlichen Bürgermeister Egbert Fitsch. Neben dem Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden, der Schatzmeisterin, dem Bericht der Kassenprüfer und der Entlastung des Vorstandes wurde eine überarbeitete Vorlage zur Projektförderung erläutert und beschlossen.

Abb. 2. Dr. M. Klamm bei der Suche nach Artefakten auf der Überkornhalde (Foto: T. Fladung).

Abb. 2. Dr. M. Klamm bei der Suche nach Artefakten auf der Überkornhalde (Foto: T. Fladung).

Desweiteren informierte der Vorstand über die bevorstehende SEPA-Umstellung, die insbesondere die Einzugsermächtigungen betrifft, und über die laufende Überarbeitung des Internetauftrittes.

Nach dem Mittagessen wurde die »Projektförderung | Archäologie | 2013« an den »Arbeitskreis Archäologie im Bernburger Land e.V.« in Höhe von 500 € an den Vorsitzenden Andreas Neubert überreicht, der mit vier weiteren Mitgliedern zur Tagung angereist war (Abb. 1). Das Geld soll für die Aufstellung einer Infotafel am »Schneiderberg« in Baalberge verwandt werden. Anschließend stellte Herr Neubert den 2004 gegründeten Verein und seine Aktivitäten vor. Das folgende Vortragsprogramm begann mit einer Auswahl an Projekten aus der Region: Stefan Ertmer (Leipzig) und Dr. Weber (Magdeburg) referierten zu den Steinartefakten von Bertingen mit einem Überblick über die Forschungsgeschichte und dem Versuch einer technologischen Einordnung. Ulrike Peters (Güstrow) berichtete über die Ausgrabung auf der Wüstung Listen, die im Vorfeld des Baus der A 14 erfolgte. Dr. Fabian Gall (Halle) stellte in seinem Vortrag über Siedlungen der römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit in der westlichen Altmark gleichzeitig Ergebnisse seiner Dissertation an der Martin Luther-Universität zu Halle-Wittenberg (MLU) vor. Anschließend folgten zwei Vorträge über weitere Arbeiten an der MLU: Norma Literski-Henkel (Halle) berichtete über neue Forschungsergebnisse zur mittelneolithischen Kreisgrabenanlage von Goseck, Lkr. Burgenlandkreis, und den aktuellen Stand ihres Dissertationsprojektes. Ronny Ueckermann (Halle) referierte im Vortrag »300 Jahre große Steine – Zum Stand der Megalithforschung in Sachsen-Anhalt« über die Ergebnisse seiner Bachelorarbeit und Brigitte Schiefer (Halle) informierte in »Calbe – kleine Grabung/ große Wirkung – archäologische Funde vor den Toren von St. Stephani« über die hervorragenden Ergebnisse einer kurzen Grabung.

Abb. 3. Der aufgefundene Faustkeil (Foto: T. Fladung).

Abb. 3. Der aufgefundene Faustkeil (Foto: T. Fladung).

Nach dem Abendessen folgte ein öffentlicher Abendvortrag vom Landesarchäologen Prof. Dr. Harald Meller über die Erforschung der Felsbilder im Hochland von Armenien (Provinz Sjunik) – ein armenisch-deutsches Kooperationsprojekt. Prof. Meller erläuterte, wie es zu dieser Kooperation kam, welche drei Projekte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Armenien ausführt und stellte das Projekt über die Erforschung von Felsbildern im Hochland mit einigen Erläuterungen zur Zielsetzung, Vorgehensweise insbesondere den Aufnahmetechniken und einigen typischen Motiven vor.

Am Sonntag stand traditionell die Busexkursion auf dem Programm. Am Kieswerk Rogätz, welches in der Archäologie unter der Fundstelle Bertingen bekannt ist, begrüßte der Geologe Herr Seidel vom Kieswerk der Firma CEMEX die Teilnehmer und führte sie exklusiv zu einer frischen Überkornhalde, wo sich viele auf die Suche nach Artefakten begaben (Abb. 2) und Fundstücke sofort Dr. Weber zur kritischen Begutachtung vorgelegt wurden. Das Ergebnis war u.a. ein Faustkeil (Abb. 3), der ordnungsgemäß in die Sammlung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalts überging (Abb. 4).

Abb. 4. Gruppenbild vor der Überkornhalde des Kieswerkes Rogätz (Foto: I. Vahlhaus).

Abb. 4. Gruppenbild vor der Überkornhalde des Kieswerkes Rogätz (Foto: I. Vahlhaus).

Als weitere Stationen folgten der Klutturm in der Gemeinde Rogätz, wo die Gruppe von Frau Häußler als Vorsitzende der Heimat- und Kulturfreunde Rogätz e.V. begrüßt und geführt wurde und anschließend die Schautafeln an der Halde des Kaliwerkes Zielitz. Diese informieren über ein früheisenzeitliches Brandgräberfeld und ein weiteres Brandgräberfeld der späten römischen Kaiser- bis Völkerwanderungszeit, die im Vorfeld zwischen 1972 und 1975 teilweise ausgegraben worden waren. Beide wurden von Dr. Gall monographisch aufgearbeitet. Nach dem Mittagessen führte der »Waldläufer Odenburg« durch den mit einer Größe von 220 ha größten geschlossenen Lindenwald Mitteleuropas, den Colbitzer Lindenwald. Der Abschluss war ein Besuch des Museumshofs Colbitz, mit seiner Ausstellung zur Heimatgeschichte, Natur und archäologischen Funden.

Text: I. Vahlhaus