800 Jahre Anhalt – Exkursion der Archäologischen Gesellschaft in Sachsen-Anhalt e.V.

Abb. 1: Erkundung des Umfeldes der Burg Anhalt (Foto: U. Tichatschke).

Abb. 1: Erkundung des Umfeldes der Burg Anhalt (Foto: U. Tichatschke).

Heinrich I. nannte sich nach einer Teilung des Erbes im Jahr 1212 »Fürst von Anhalt« und begründete das Fürstentum, das spätere Land Anhalt, dessen 800jähriges Gründungsjahr in 2012 gefeiert wurde. Die 22 Teilnehmer der Exkursion begaben sich an den Ursprungsort dieses Fürstentums, die Burg Anhalt, die auf dem Großen Hausberg 160 m über dem Selketal in der Gemarkung Harzgerode liegt (Abb. 1). Die Entstehung der Burg sowie der Ursprung ihres Namens liegen weitgehend im Dunkeln. Alle Deutungen des Namens, auch die, dass die Burg »Ohn holt«, d. h. ohne Holz, erbaut worden ist, sind zweifelhaft – vor allem dann, wenn das etwa 600 m entfernt liegende Dorf Anhalt bereits vor der Burg bestanden hat, was durchaus möglich ist. Ziel der Exkursion war aber nicht nur die Besichtigung einer historisch interessanten und wichtigen Ruine, sondern die Erfassung des Umfeldes dieser Burg. Da findet sich die wüste Dorfstelle Anhalt mit einer ausgedehnten, etwa 12 ha großen Fläche, vielen Spuren des Kupferbergbaus, eines noch vorhandenen Dorfbrunnens (Abb. 2) sowie der 1902 durch Baurat Starke aus Ballenstedt ausgegrabenen Kirche. Zu diesem Dorf bzw. zur Burg gehört die Burgmühle, die sich im Selketal unterhalb des Kleinen Hausberges befand, wo nach dem Verfall der Burg und des Dorfes um 1400 eine Silberhütte eingerichtet wurde. Die Stelle ist heute noch unter dem Namen »Kupferhammer« bekannt.
Abb. 2: Brunnen der wüsten Dorfstelle des Dorfes Anhalt (Foto: U. Tichatschke).

Abb. 2: Brunnen der wüsten Dorfstelle des Dorfes Anhalt (Foto: U. Tichatschke).

Verbreitet hält sich immer noch die irrige Vermutung, dass die weiter flussaufwärts liegende Selkemühle die Burgmühle gewesen sein soll. Dafür gibt es keinerlei Belege. 600 m Luftlinie entfernt von der Burg liegt in östlicher Richtung der Gipfel des Kleinen Hausberges, von dem behauptet wird, dass er eine zweite, kleinere Burg Anhalt zur gleichen Zeit wie die um 1100 errichtete Burg Anhalt beherbergt habe. Auch dieser Ort wurde von den Exkursionsteilnehmern in Augenschein genommen und dabei festgestellt, dass diese Vermutung sehr unwahrscheinlich ist. Ansätze von Wällen und Gräben lassen sich als nicht vollendetes Werk einer Befestigung oder als Spuren bergbaulicher Tätigkeit deuten. Im weiteren Umfeld der Burg liegen alte Verbindungswege, die an einer Furt durch die Selke oberhalb der Selkemühle gebündelt werden. Nur 100 m von dieser Furt entfernt liegt eine sogenannte »Motte«, eine Turmhügelburg, die offenbar die Funktion hatte, die Wege, in diesem Fall den Verbindungsweg zwischen Ballenstedt und Harzgerode, zu sichern und Wegezoll zu erheben.
Abb. 3: Gruppenbild auf der Burg Anhalt (Foto: U. Tichatschke).

Abb. 3: Gruppenbild auf der Burg Anhalt (Foto: U. Tichatschke).

Diese Turmhügelburgen entstanden vor allem im 9. und 10. Jahrhundert und standen in der Regel im Verbund mit einer anderen Burg. Wenn diese Entstehungszeit zutreffen sollte, kommt die Burg Anhalt dafür wahrscheinlich nicht in Betracht. Als letztes Element des Umfeldes der Burg soll die Produktionsstätte der Ziegel für den Wiederaufbau der Burg nach 1145 im so genannten Feuersteinsgrund erwähnt werden, wo die Exkursionsteilnehmer Ziegelreste in Augenschein nehmen konnten.
Das Ziel dieser Exkursion war nicht nur die touristische Besichtigung einer historisch wichtigen Burgstelle (Abb. 3), sondern die sicher nicht vollständige Darstellung des mittelalterlichen Umfeldes der Burg Anhalt. Dies konnte allerdings nur punktuell geschehen und viele dieser Stellen harren noch der Aufklärung.

Text: U. Münnich

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