Archäologie rund um den Petersberg, Ldkr. Saalekreis – Wanderung zu den prähistorischen Wurzeln einer Kulturlandschaft

Abb. 1: Erläuterungen zu den prähistorischen Hinterlassenschaften zwischen Petersberg und Nehlitz.

Am 09.04.2016 startete die Archäologische Gesellschaft mit einer Wanderung um den ehrwürdigen Petersberg bei Sonnenschein und warmen Temperaturen in den Frühling. Etwa zwei Dutzend Mitglieder fanden sich gegen 10.00 Uhr am Parkplatz südlich der Anhöhe ein. Ausgestattet mit Kartenmaterial, festem Schuhwerk und ausreichend Verpflegung führte der Weg zunächst entlang eines Abschnittes der alten Leipzig-Lüneburger Heerstraße in Richtung Bergholz. An einer Wegeskreuzung der Altstraße, nur etwa einen Kilometer nördlich des kleinen Ortes Nehlitz, erhielten die Mitglieder einen ersten Einblick in die kulturhistorische Besiedlung des Petersberger Umfeldes (Abb. 1). So konnten innerhalb zweier Sandtagebaue westlich des Bergholzes Befestigungen der Bernburger (3100-2800 v. Chr.) und Baalberger Kultur (3900-3400 v. Chr.) untersucht werden. Neben den bei Eingriffen zu Tage getretenen archäologischen Hinterlassenschaften zeugen des Weiteren zahlreiche im Luftbild erkennbare Befundstrukturen von der intensiven und kontinuierlichen Siedlungstätigkeit seit dem Neolithikum.

Abb.2: Grabhügel im nördlichen Teil des Bergholzes.

Danach ging es weiter in den nördlichen Teil des Bergholzes, dessen moderne Pfade noch heute von zahlreichen Hohlwegen gekreuzt werden. Wie alt diese Hohlen sind, lässt sich nicht sagen, doch kann nicht ausgeschlossen werden, dass einige von ihnen bereits vor Jahrtausenden begangen worden sind. Im nordöstlichsten Teil traf die Wandergruppe schließlich auf vier noch gut erhaltene Grabhügel, dessen Wölbungen in malerischer Weise von Frühblühern bedeckt waren und einen äußerst idyllischen Eindruck vermittelten (Abb. 2). Was das Alter dieser Grabmäler anbelangt, so lassen sich nur Spekulationen anführen, da bislang keine Grabungen stattfanden. Doch ist es der zuletzt genannten Tatsache geschuldet, dass die Hügel in ihrem intakten Zustand den Besuchern noch heute einen derart schönen Anblick ermöglichen.

Abb. 3: Blick von der Ostseite des Petersbergs in Richtung Fuhne-Aue.

Verlief die Route bis zu jenem Zeitpunkt in eher ebenem Gelände, so begann nach dem Verlassen des Bergholzes sowie einer kurzen Mittagspause der Aufstieg zum Gipfel des „Mons Serenus“, wie der Petersberg im Mittelalter genannt wurde. Etwa auf halber Strecke verließ die Gruppe den asphaltierten Auffahrtsweg zum Kloster und folgte einem kleinen Pfad, welcher sich am östlichen Hang des Porphyrmassivs entlang schlängelte. Neben der großartigen Aussicht gen Osten erhielten die Mitglieder einen Einblick in die lange Besiedlungsgeschichte des Berges (Abb. 3 und 4). So ist bereits für die späte Bronzezeit (1300-800 v. Chr.) eine Wall-Graben-Anlage nachgewiesen, welche sich bis heute an einigen unzugänglichen Stellen erhalten hat. Auch während des frühen Mittelalters wurde die Anhöhe als Befestigung genutzt, wobei davon auszugehen ist, dass der Gipfel spätestens mit der Besiedlung durch slawische Gruppen mit einem Heiligtum besetzt wurde und weithin bekannt war. Reste der einstigen Umwehrung konnten die Wanderer am Nordhang des Berges begutachten.

Abb. 4: Erläuerungen zu den Befestigungsstrukturen am Petersberg seitens des Verfassers.

Der letzte Abschnitt des Aufstiegs folgte einem schmalen Pfad, welcher sich dem Gipfel von Norden her annäherte. Oben angekommen, wurde nicht nur auf die lange Geschichte des hiesigen Klosters verwiesen (Abb. 5), sondern ebenso auf die steinernen Hinterlassenschaften einstiger Wildbeutergruppen, welche vor etwa 50.000 Jahren die Anhöhe nutzten, um in den kühlen Steppen der Eiszeitlandschaft nach Jagdwild Ausschau zu halten.

Abb. 5: Ankunft am Kloster auf dem Gipfel des „Mons Serenus“ (Petersberg).

Die etwa fünfstündige Wanderung endete schließlich in dem kleinen Restaurant „Pavillon“ am Fuße des Berges bei Kaffee und Kuchen und einer entspannten Gesprächsrunde. Und was das Fazit jenes Tages anbelangt, so lässt sich ohne Umschweif sagen: der Petersberg ist bereits seit Jahrtausenden im Gedächtnis Ortsansässiger und Besucher verwurzelt, sei es als Ort des Lebens oder des Todes, als Ziel einer langen Reise oder als Landmarke auf dem Weg zwischen zwei fernen Punkten.

 

Text: Martin Freudenreich

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