»Ich bin ein Mansfeldisch Kind« – Besuch des Museums »Luthers Elternhaus« in der Lutherstadt Mansfeld

30Martin Luther wurde durch seine Kindheit in Mansfeld nachhaltig geprägt. Zeit seines Lebens verstand er sich als Kind der Mansfelder Grafschaft. Das im Mai 2014 eröffnete Museum gilt als einzige Einrichtung, die speziell Luthers Kindheit gewidmet ist (Abb. 1).

Abb. 1: Die Vorderfront des neuen Museums welches gegenüber des renovierten Teilkomplexes des eigentlichen Lutherelternhauses liegt (Foto: W. Fricke).

Abb. 1: Die Vorderfront des neuen Museums welches gegenüber des renovierten Teilkomplexes des eigentlichen Lutherelternhauses liegt (Foto: W. Fricke).

Zu den Exponaten der Ausstellung zählen insbesondere archäologische Funde, die auf dem Areal von Luthers Elternhaus ergraben wurden. Darunter befinden sich verbrannte Textilreste, Teile einer Hochzeitskrone, Reste einer verschließbaren Truhe, eines Schuhes, eines aufwändig verzierten Gürtels und von Kinderspielzeug, wie z.B. handgeformte Murmeln, die als „Luthers Murmeln“ bekannt wurden. Die aufgefundenen und ausgewerteten Tierknochen belegen für den Haushalt nicht nur einen hohen Anteil an zubereiteten jungen Schweinen sondern auch von im 15. und 16. Jahrhundert kostenintensiven Süßwasserfischen und von Jagdwild. Das Vorkommen von Wildknochen belegt die guten Kontakte zu den Grafen von Mansfeld, da vermutlich Hans Luder, der Vater von Martin Luther das Wild von diesen überlassen bekam. Die Knochen von Singvögeln und spezielle Vogellockpfeifen geben einen deutlichen Hinweis darauf, dass mindestens eine im Haushalt lebende Person das Metier des Vogelfangens beherrschte. Weitere Kleinfunde wie Nestelhülsen oder kleine Haken und Ösen erweitern neben der Keramik die Kenntnis über das alltägliche Leben um 1500 bzw. 1530 im Lutherschen Anwesen. Auf dem Areal des gegenüberliegenden modernen Museumsneubaues wurde zudem bei einer vorausgehenden Grabung in einer Latrine eine größere Anzahl an Trinkgläsern gefunden. Deren Formen deuten an, dass der Konsum von Bier gegenüber dem von Wein deutlich dominierte. Die weitere Ausstellung veranschaulicht das Verhältnis der Familie zu den Grafen von Mansfeld und zur Kirche. So ist beispielweise der Vater Martin Luthers als Mitglied der Marienbrüderschaft und als Spender für einen Altar in der Mansfelder Stadtkirche St. Georg bekannt.

Abb. 2: Blick auf die Nordseite des renovierten Schlosses Mittelort mit der Apsis der Schlosskirche (Foto: W. Fricke).

Abb. 2: Blick auf die Nordseite des renovierten Schlosses Mittelort mit der Apsis der Schlosskirche (Foto: W. Fricke).

Beim Aufstieg zum Schloss Mansfeld am 22.01.2014 passierten die Exkursionsteilnehmer eine erhaltene und unter Denkmalschutz stehende Kupferschlackenhalde als Zeichen des ehemaligen Kupferabbaus und der Verhüttung in unmittelbarer Nähe des Ortes.

Nach der Mittagspause führte Volker Schmidt Leiter der Christlichen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Schloss Mansfeld über das gesamte Areal. Schwerpunkte der Führung bildeten die erhaltene Bastion, der in den letzten Jahren gesicherte Bereich von „Schloss Mittelort“, welches 1532 vollendet und am Ende des dreißigjährigen Krieges teilweise geschliffen wurde (Abb. 2), und die Schlosskirche. Von der heutigen Terrasse des Schlosses aus fiel der Blick auf den mittelalterlichen Kern der Stadt Mansfeld mit dem neuen Museumskomplex (Abb. 3).

Abb. 3. Blick von der Terrasse des Schlosses Mansfeld auf den mittelalterlichen Stadtkern mit dem neuen Museum (Foto: E. Mühlenberg).

Abb. 3. Blick von der Terrasse des Schlosses Mansfeld auf den mittelalterlichen Stadtkern mit dem neuen Museum (Foto: E. Mühlenberg).

Zum Abschluss wurde aufgezeigt, warum die Region um Mansfeld im ausgehenden Mittelalter zu einem wirtschaftlichen Aufschwung gelangte: Es war die Möglichkeit, oberflächennah hochwertiges Kupfer abzubauen. So führte der Abstieg in Richtung Süden der Stadt teilweise entlang eines Geopfades über den „Töpperplatz“, den ehemaligen Tournierplatz, und durch das Gebiet eines ehemaligen Gipsabbaus zu einem gut durch die ehemalige Bahntrasse erschlossenen geologischen Aufschluss. Hier ist deutlich zu erkennen, dass unterhalb des Zechsteinkalkes das an dieser Stelle nach Norden ausstreichende Kupferflöz, welches im ausgehenden Mittelalter hier abgebaut und verhüttet wurde, oberhalb des darunter anstehenden Buntsandsteines liegt.

Text: Ines Vahlhaus

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