Archäologische Busexkursion nach Rüdersdorf, Berlin und Ziesar, 12.–14. Juli 2013

Abb. 1: Muschelkalkabbau in Rüdersdorf (2013). Im Vordergrund die Exkursionsteilnehmer bei der Fossiliensuche (Foto: Dr. M. Klamm).

Abb. 1: Muschelkalkabbau in Rüdersdorf (2013). Im Vordergrund die Exkursionsteilnehmer bei der Fossiliensuche (Foto: Dr. M. Klamm).

Der »Geopark Rüdersdorf«, die Bundeshauptstadt Berlin und die alte Bischofsburg Ziesar bildeten die Ziele der diesjährigen Wochenendexkursion der AGiSA, die wieder gemeinsam mit der Archäologischen Gesellschaft in Thüringen (AGT) durchgeführt wurde. Zunächst besuchten wir den Ort, an dem der schwedische Geologe Otto Torrell 1874 mit der Entdeckung von Gletscherschrammen auf dem anstehenden Muschelkalk den Nachweis einer kontinentweiten Vergletscherung im Eiszeitalter Mitteleuropas führte und damit unser geologisches Weltbild nachhaltig geprägt hat. Noch heute wird hier im Großtagebau Kalk abgebaut; zugleich existiert hier ein Museumspark, in dem die besondere geologische Situation des einzigen ostelbischen Vorkommens des »Germanischen Muschelkalks« sowie des (derzeit verschütteten) Oberen Buntsandsteins gezeigt wird.

Abb. 2: Die Exkursionsteilnehmer auf der Treppe zur Berliner Nationalgalerie (Foto: Dr. M. Klamm).

Abb. 2: Die Exkursionsteilnehmer auf der Treppe zur Berliner Nationalgalerie (Foto: Dr. M. Klamm).

Eine Gruppe der Exkursionsteilnehmer lernte im Rahmen einer Landrover-Tour mit Erklärungen zu den geologischen Gegebenheiten die Ausmaße dieses gigantischen Tagebaues kennen, während eine zweite Gruppe im Randbereich des Tagebaues die Möglichkeit zum Fossiliensammeln wahrnahm, (Abb. 1), etwa der Entdeckung fossiler Meeresböden im Wellenkalk mit Muschelpflastern.

Am zweiten Morgen stand das Berliner Stadtzentrum auf dem Programm. Wir haben unter sachkundiger Führung von Dr. Christina Reich das Jahrzehnte nach seinen schweren Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wieder

Abb. 3: Besucherzentrum im Entstehen: Die überdachte Grabungsfläche an der »Alten Lateinschule« (Foto: Dr. D. Laas).

Abb. 3: Besucherzentrum im Entstehen: Die überdachte Grabungsfläche an der »Alten Lateinschule« (Foto: Dr. D. Laas).

aufgebaute »Neue Museum« auf der zum Weltkulturerbe gehörigen Berliner Museumsinsel mit seien spektakulären ur- und frühgeschichtlichen Funden besichtigt, darunter dem berühmten jungbronzezeitlichen Berliner Goldhut, der – fundortlos (und damit wohl aus einer Raubgrabung stammend) – 1996 vom Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte erworben wurde. Zugleich ist das Museum auch die Heimstatt der weltberühmten Nofretete-Büste. Die Restaurierung der historischen Bausubstanz mit klar erkennbaren »Kriegswunden« bot Anlass zu Diskussionen über dieses Verfahren. Bei strahlendem Sonnenschein entstand das Gruppenbild der Exkursionsteilnehmer auf der Treppe zur Nationalgalerie (Abb. 2).

Anschließend führte uns Dr. Karin Wagner vom Berliner Landesdenkmalamt durch den historischen Kern der mittelalterlichen Doppelstadt Berlin-Cölln. Hier sind in den letzten Jahren interessante Entdeckungen zur Geschichte vor der urkundlichen Ersterwähnung 1237 gelungen. Auch neue Erkenntnisse zur mittelalterlichen Kulturgeschichte bereichern das Geschichtsbild, so von den aktuellen Grabungen im Bereich des alten Siedlungskerns an der Jüdenstraße sowie an der alten Lateinschule nahe der zu DDR-Zeiten abgerissenen Petrikirche (Abb. 3). Hier wird ein archäologisches Besucherzentrum mit Präsentation zahlreicher Funde aus der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadtgeschichte entstehen.

Abb. 4: Führung durch Herrn Todtenhaupt im Museumsdorf Düppel (Foto: Dr. D. Laas).

Abb. 4: Führung durch Herrn Todtenhaupt im Museumsdorf Düppel (Foto: Dr. D. Laas).

Am Rückreisetag fuhren wir zunächst ins Freilichtmuseum Düppel, wo wir unter Führung des Ehepaares Todtenhaupt die »Revitalisierung« mittelalterlichen Dorflebens erleben konnten (Abb. 4) – von einer Einführung in die Brettchenweberei bis hin zu einem schmackhaften »Mittelalter-Mahl«, einer Erbsensuppe. Das Museumsdorf Düppel ist als Veranstaltungsort weit über die Grenzen der Hauptstadt hinaus bekannt. Hier gibt es fast das ganze Jahr hindurch zahlreiche Angebote für interessierte Besucher – von der vogelkundlichen Wanderung über Mittelalter-Märkte bis zur Präsentation historischer Handwerkstechniken. Experimentelle historische Forschung kommt in der Züchtung alter Haustierrassen und in dem Anbau mittelalterlicher Feldfrüchte (z. B. Heil- und Färberpflanzen) zum Zuge. Auch die Herstellung von Teer in Schwelgruben ist hier zu erwähnen.

Auf dem Rückweg besuchten wir – wiederum unter sachkundiger Führung – das Burgmuseum in Ziesar (vom 14. Bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts Residenz der brandenburgischen Bischöfe). Besonders eindrucksvoll waren hier die dem Spätmittelalter entstammenden Fresken in der backsteingotischen Burgkapelle.

Text: Dr. habil. T. Weber

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