Busexkursion zur Steinsburg und Umgebung (Südthüringen)

Abb. 1: Herr Dr. Seidel erläutert spätbronzezeitliche Gräber der Umgebung (Foto: M. Poppe).

Abb. 1: Herr Dr. Seidel erläutert spätbronzezeitliche Gräber der Umgebung (Foto: M. Poppe).

Die Busexkursion im Mai war nichts für Langschläfer, da aufgrund der langen Fahrzeiten bereits um 5 Uhr in Magdeburg bzw. 6.30 Uhr in Halle die Abfahrt anstand. Ziel waren die Gleichberge in Südthüringen mit dem dort ansässigen Steinsburgmuseum.
Das Museum wurde 1929 auf private Initiative von Christian Heurich gestiftet und erbaut. Prof. Alfred Götze war der erste Direktor und Leiter der ersten wissenschaftlichen Ausgrabungen auf der Steinsburg und in der näheren Umgebung. Die Dauerausstellung zeigt den Verlauf der frühen Besiedlung Südthüringens und Unterfrankens. Der heutige Direktor Dr. Mathias Seidel ließ es sich nicht nehmen, die Gruppe durch das Museum zu führen und alle Fragen zu beantworten.
Anschließend führte Bernd Bahn als ehemaliger Museums- und unser Exkursionsleiter in den Merzelbachwald, wo ein großes Grabhügelfeld der Hallstattzeit direkt an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze liegt. Einer dieser Hügel wurde von ihm selbst untersucht. Bei diesem wurde die innere Steinsetzung in situ zu Demonstationszwecken offen und konserviert belassen.
Abb. 2: Herr Bahn erklärt den Aufbau eines Grabhügels mit Steinring (Foto: M. Poppe).

Abb. 2: B. Bahn erklärt den Aufbau eines Grabhügels mit Steinring (Foto: M. Poppe).

Ein kleiner Rundgang durch den Wald lies die Größe und Dichte des Grabhügelfeldes erahnen.
Die Mittagspause konnte in Römhild entweder in einem Restaurant oder individuell verbracht werden. Es lohnt sich z.B. in Römhild einen Blick auf die dortige Glücksburg zu werfen. Diese hatte das Adelsgeschlecht der Henneberg als Wasserburg und Nachfolgebau einer zwischen Römhild und der Steinsburg gelegenen Hartenburg in der 2. Hälfte des 15. Jh. errichtet.
Der Tageshöhepunkt war die Besteigung des Kleinen Gleichberges, der eine mehrfach gestaffelte Wallanlage trägt und so ein
Abb. 3: Beim Aufstieg auf den Kleinen Gleichberg diente diese Karte mehrfach zur Orientierung und Erläuterung (Foto: U. Tichatschke).

Abb. 3: Beim Aufstieg auf den Kleinen Gleichberg diente diese Karte mehrfach zur Orientierung und Erläuterung (Foto: U. Tichatschke).

Bodendenkmal von fast 70 ha (Wallanlage und Innenraum) umfasst. Bei den Steinwällen aus vulkanischem Basalt handelt es sich um verstürzte Trockenmauern, die Befestigungen von der Urnenfelder- bis zur Spätlatènezeit zugerechnet werden. Nach einem ersten Anstieg bis zum ersten Wall ging es einen kleinen Weg entlang zu einer Ausbuchtung, die wohl extra zur Umfassung einer Quelle angelegt wurde. Bernd Bahn erläuterte die unterschiedlichen Wallsegmente in möglicher zeitlicher Einordnung und Funktion einschließlich der dortigen Basaltsteinbrüche. Diese trugen mit ihren ehemaligen Transportwegen in den zuletzt zu einer massiven Geländeumgestaltung bei. Zugleich lieferte der Abbau,der in den letzten beiden Jahrhunderten intensiv belegt ist, eine Vielzahl von späthallstatt- und frühlatènezeitlichen Fibeln, die immer wieder von Arbeitern aufgelesen und abgegeben wurden.
Abb. 4: Gruppenbild auf dem Gipfelplateau (Foto: M. Poppe).

Abb. 4: Gruppenbild auf dem Gipfelplateau (Foto: M. Poppe).

Letztlich können diese heute lediglich als Lesefunde ohne exakten Kontext gewertet werden, so dass auch heute die genaue Funktion der beiden Wallanlagen (ob diese eine Siedlung, eine Fliehburg oder einen Kultplatz umfassten)bislang ungeklärt ist. In mehreren Etappen den Berg mit Anstiegen umrundend gelangte die Gruppe schließlich auf das Gipfelplateau, wo sich auf der einen Seite die Sicht nach Norden auf den Thüringer Wald und im Süden zum Großen Gleichberg bot. Nach einem direkten, teilweise über Treppen führenden Abstieg konnten sich alle Teilnehmer sicher sein, fast alles über den Kleinen Gleichberg von einem der besten Kenner der Materie erlangt zu haben.

Text: I. Vahlhaus

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