Exkursion in die nördliche Altmark — Das Kreismuseum Osterburg und der archäologisch-historische Lehrpfad in Bretsch (Gemeinde Altmärkische Höhe)

Abb. 1. Balken aus der Wallkonstruktion der ottonenzeitlichen Burg aus dem Osterburger Stadtkern (Foto: T. Weber).

Abb. 1. Balken aus der Wallkonstruktion der ottonenzeitlichen Burg aus dem Osterburger Stadtkern (Foto: T. Weber).

Ein Dutzend Mitglieder und Freunde der Archäologischen Gesellschaft in Sachsen-Anhalt e.V. hatten sich am 21. September 2014 versammelt, um zunächst dem Osterburger Museum einen Besuch abzustatten. Unter Führung von dessen Leiter Frank Hoche besichtigten wir zunächst die Ausstellung zur Geschichte von Stadt und Altkreis Osterburg und erfuhren viel Interessantes zur Geschichte des Hauses, so z. B., dass diese Institution nicht – wie so oft in Mitteldeutschland – aus der Sammeltätigkeit eines örtlichen Geschichtsvereins hervorgegangen ist, sondern 1935 auf staatliche Anordnung gegründet wurde. Auf dem Hof befinden sich die mittlerweile umrankten Balken der Holz-Erde-Mauer der ehemaligen Wallkostruktion einer seit 1993 unter dem Stadtkern mehrfach angeschnittenen ottonenzeitlichen Burg aus den 960er Jahren (Abb. 1).

Auf Grund der kleinen Gruppe konnten wir die Gelegenheit nutzen, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Im Magazin zeigte Frank Hoche einen spektakulären Fund – eines der ältesten Keramikgefäße der Altmark.

Abb. 2. Thomas Hartwig erklärt das Großsteingrab an Fundplatz 1 mit Sprengloch in einem Deckstein (Foto: T. Weber).

Abb. 2. Thomas Hartwig erklärt das Großsteingrab an Fundplatz 1 mit Sprengloch in einem Deckstein (Foto: T. Weber).

Es handelte sich um einen mit Ritzlinien und Einstichen verzierten linienbandkeramischen Kumpf, der in Bretsch bei Anlage der Schachtung für einen Stromleitungsmast entdeckt wurde.

Dieser Fund bildete zugleich den Übergang zum nachmittäglichen Teil der Veranstaltung. Nach einem deftigen Mittagessen besuchten wir einige Stationen des vom Bretscher Bodendenkmalpfleger Thomas Hartwig initiierten archäologisch-historischen Wanderpfades. Zu diesen gehörten zwei der drei noch erhaltenen Großsteingräber (von ursprünglich 24, die Johann Friederich Danneil 1843 noch hatte aufnehmen können). Während Grab 1 noch ungestört erhalten ist, wenngleich sich im Deckstein noch die Spuren eines Sprenglochs finden (Abb. 2), wurden an Fundplatz 2 bereits in den 1930er Jahren Grabungen durch Ulrich Fischer durchgeführt. Vielleicht hat auch der Begründer der klassischen Archäologie, Johann Joachim Winckelmann, im nahe gelegenen Seehausen als Konrektor der dortigen Lateinschule tätig, diese Gräber schon kennengelernt.

Abb. 3. Auf dem Weg zum Großsteingrab, Fundplatz 2 (Foto: T. Weber).

Abb. 3. Auf dem Weg zum Großsteingrab, Fundplatz 2 (Foto: T. Weber).


Schließlich wurde ein Fundplatz aufgesucht, für den ein Megalithgrabstandort überliefert ist. – Heute ist dieses Grab spurlos verschwunden und nur noch anhand einer Konzentration von Oberflächenfunden (Flintartefakte und Keramik) identifizierbar. In der Nachbarschaft vermutet Thomas Hartwig eine zeitgenössische Siedlung, wie er die oberflächliche Konzentration von Stücken gebrannten Lehms, z. T. mit Holzstangenabdrücken interpretiert.

Text: Dr. habil. T. Weber

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