Exkursion in die Langobardenwerkstatt Zethlingen (Stadt Kalbe/Milde) zum Werkstatt-Tag am 30. Septmeber 2018

Abb. 1: Ein Barde versetzte mithilfe antiken Instrumenten die Teilnehmer auch musikalisch in die römische Kaiserzeit.

Am 30.09.2018 nahm die Archäologische Gesellschaft in Sachsen-Anhalt e.V. bei bestem Herbstwetter am Saisonabschluss in der Langobardenwerkstatt Zethlingen teil. Die Langobardenwerkstatt entstand im Verlauf der 1990er Jahre auf dem Mühlenberg in unmittelbarer Nähe zum heutigen Ort. Entsprungen aus experimentalarchäologischen Versuchen zur kaiserzeitlichen Eisenverhüttung aus lokalen Raseneisenerzen, entwickelte sich ein kleines Museumsdorf mit verschiedenen rekonstruierten Bauwerken, Opferplatz, Kochstellen, „Ausgrabungsplatz“, Nutzpflanzenbeet und kleinem Ausstellungsgebäude (Abb. 1).

Auf dem Zethlinger Mühlenberg erstreckte sich einst das größte spätkaiserzeitliche Gräberfeld der Altmark. Fast 2000 untersuchte Gräber dehnten sich über eine Belegungsdauer vom 2. Jh. bis ins 6. Jh. n. Chr. aus. Die Hauptbelegungsphase erfolgte vom Ende des 2. Jh. bis zum Beginn des 4. Jh. n. Chr. Die Urnengräber standen in typischer Manier nur sehr flach im Boden an. Das Besondere in Zethlingen ist der Umstand, dass neben dem Gräberfeld auch Hausbefunde und ein Eisenverhüttungsplatz gefunden wurden, die später in der Werkstatt rekonstruiert wurden. Bereits in den 1820er Jahren berichtete der Begründer der altmärkischen Archäologieforschung Johann Friedrich Danneil von einem Gräberfeld bei Zethlingen. Aufgrund der Bedrohung durch einen Kiesabbau direkt am Berg erfolgten in den Jahren von 1958 bis 1962 die ersten moderneren Untersuchungen durch die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Seit 1972 erfolgten weitere Untersuchungen durch das Altmärkische Museum Stendal und das Johann-Friedrich-Danneil-Museum Salzwedel, die ab den 2000er Jahren durch die stete Erweiterung der Langobardenwerkstatt fortgeführt wurden.

Abb. 2: Auf der Bogenschieß- und Steinwurfanlage wurde mit unterschiedlichen Bögen und Feldsteinen Zielgenauigkeit verlangt.

Während der sogenannten Werkstatt-Tage können sich die Teilnehmer an unterschiedlichen germanischen Handwerksarbeiten, wie Weben, Töpfern, Filzen, Schmuckherstellung aus Kupferdraht oder die Lederverarbeitung erproben. Bogenschießen und Steinstoßen fordern die Treffsicherheit von Groß und Klein (Abb. 2). Die Verpflegung wird mit Fladenbroten und Kuchen aus rekonstruierten kaiserzeitlichen Öfen, über dem Feuer gekochten Gulasch- und Erbseneintöpfe, Met oder den römischen Würzwein Mulsum gesichert.

Abb. 3: Lothar Mittag erklärt den Teilnehmern die prähistorische Eisenverhütung anhand eines Raseneisenerzstückes.

Exklusiv für die Archäologische Gesellschaft bot Lothar Mittag, Leiter der Museen des Altmarkkreises Salzwedel, eine umfassende Führung über den Mühlenberg und durch die Langobardenwerkstatt Zethlingen an (Abb. 3). Die fast zweistündige Führung gab informative Einblicke in die Geschichte des Fundplatzes, Entstehung der Langobardenwerkstatt und das Fundmaterial anhand der Dauerausstellung.

Für die herzliche Gastfreundschaft und die interessante Führung danken wir Herrn Lothar Mittag und seinem Team aus der Langobardenwerkstatt Zethlingen.

Text und Fotos: Florian Michel

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