
Abb. 1: Halle-Büschdorf. Dr. Wernfried Fieber erläutert den Teilnehmern anhand von Karten Grenzlinien und Wegesituationen des Gebietes (Foto: D. Tucker).
Wanderung nach Halle-Reideburg mit Dr. Wernfried Fieber. Bei strahlend schönem Sonnenschein und tiefen Temperaturen versammelte sich um 10:00 Uhr ein harter Kern von 14 Teilnehmern an der Endhaltestelle der Straßenbahn »Fiete-Schulze-Straße«.
Die Reidedörfer Büschdorf und Reideburg sind heute Halles östliche Vororte und setzen sich aus mehreren alten Einzelsiedlungen zusammen: Büschdorf, Kronendorf, Groß- und Kleinschönnewitz, Burg, Kapellenende, Reideburg sowie die nicht besuchten Orte Babritz und Sagisdorf. Anschaulich und mit Hilfe von Karten erläuterte Dr. Fieber die Grenzsituation entlang des rechtssaalischen Sumpfgürtels an dem Flüsschen (Elster-)Reide (Abb. 1). Hier hatten wohl im frühen Mittelalter die Franken einen 1-2 km tiefen Brückenkopf zwischen Trotha und Radewell angelegt, der wohl als Zentrum der germanischen Inseln im ansonsten slawischen Bereich diente. Drei wichtige Wege verliefen hier von Halle aus nach Osten: Diemitzer, Reideburger und Delitzscher Straße.

Abb. 3: Der bislang wenig bekannte Hügel (wohl Überrest eines großen Burgwalles) im Pfarrgarten der Kirche St. Gertraud (Foto: D. Tucker).
Die wichtigsten Stationen der Wanderung seien hier in Stichworten erwähnt: der langestreckte Dorfplatz von Büschdorf, die Brücke über die Reide in winterlichem Weiß, das Geburtshaus von Hans-Dietrich Genscher (* 21. März 1927) in Schönnewitz, der ursprünglich slawische Burgwall von Burg, das ehemalige grenzgeteilte Gasthaus Goldener Löwe in Kapellenende, die Kirche St. Gertraud (eine fränkische Heilige) in Reideburg mit romanischem Westwerk und gotischem Schiff sowie einer noch in der Mauer befindlichen piscina zum Waschen liturgischen Gerätes.
Alle Teilnehmer waren des Lobes voll für die detailreichen Ausführungen des langjährigen Heimatforschers und Bodendenkmalpflegers Dr. Fieber, dem es wie stets gelang vor- und frühgeschichtliche Situationen verständlich und vor dem geistigen Auge nachvollziehbar zu schildern. Dabei hielt er sich auch an den angekündigten Zeitrahmen und entließ die Gruppe nach drei erlebnisreichen Stunden und der von Vorstandsmitglied Dr. Gall angekündigten nächsten AGiSA Veranstaltung in einen weiterhin sonnig-eisigen Wintertag.
Text: Bettina Stoll-Tucker und David Tucker