Halle-Reideburg und seine Burgen

Abb. 1: Halle-Büschdorf. Dr. Wernfried Fieber erläutert den Teilnehmern anhand von Karten Grenzlinien und Wegesituationen des Gebietes (Foto: D. Tucker).

Abb. 1: Halle-Büschdorf. Dr. Wernfried Fieber erläutert den Teilnehmern anhand von Karten Grenzlinien und Wegesituationen des Gebietes (Foto: D. Tucker).

Wanderung nach Halle-Reideburg mit Dr. Wernfried Fieber. Bei strahlend schönem Sonnenschein und tiefen Temperaturen versammelte sich um 10:00 Uhr ein harter Kern von 14 Teilnehmern an der Endhaltestelle der Straßenbahn »Fiete-Schulze-Straße«.
Die Reidedörfer Büschdorf und Reideburg sind heute Halles östliche Vororte und setzen sich aus mehreren alten Einzelsiedlungen zusammen: Büschdorf, Kronendorf, Groß- und Kleinschönnewitz, Burg, Kapellenende, Reideburg sowie die nicht besuchten Orte Babritz und Sagisdorf. Anschaulich und mit Hilfe von Karten erläuterte Dr. Fieber die Grenzsituation entlang des rechtssaalischen Sumpfgürtels an dem Flüsschen (Elster-)Reide (Abb. 1). Hier hatten wohl im frühen Mittelalter die Franken einen 1-2 km tiefen Brückenkopf zwischen Trotha und Radewell angelegt, der wohl als Zentrum der germanischen Inseln im ansonsten slawischen Bereich diente. Drei wichtige Wege verliefen hier von Halle aus nach Osten: Diemitzer, Reideburger und Delitzscher Straße.

Abb. 2: Die Gruppe erkundet die Überreste des Burgwalles von Reideburg-Burg (Foto: D. Tucker).

Abb. 2: Die Gruppe erkundet die Überreste des Burgwalles von Reideburg-Burg (Foto: D. Tucker).

Sie waren wohl auch der Grund dafür, dass gleich mehrere Burganlagen entlang der Reide aufgereiht wurden. Davon am besten erhalten ist das eirunde Plateau des Burgwalls im Ortsteil Burg von Reideburg, das auch als Station 1 im Archäologischen Wanderweg 1 des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt ausgeschildert ist (Abb. 2). Vom großen Burgwall nordwestlich der Kirche St. Gertraud hat sich lediglich ein eindrucksvoller Hügel im Pfarrgarten erhalten. Dieser bildete den überraschenden Abschluss der Wanderung, denn kaum jemand hatte ihn zuvor so zu Gesicht bekommen (Abb. 3). Dem Schnee und der Laubleere der Bäume sei Dank – und Pfarrer Schlademann, der uns in der Kirche begrüßte und uns seine Kenntnisse mitteilte.
Abb. 3: Der bislang wenig bekannte Hügel (wohl Überrest eines großen Burgwalles) im Pfarrgarten der Kirche St. Gertraud (Foto: D. Tucker).

Abb. 3: Der bislang wenig bekannte Hügel (wohl Überrest eines großen Burgwalles) im Pfarrgarten der Kirche St. Gertraud (Foto: D. Tucker).


Die wichtigsten Stationen der Wanderung seien hier in Stichworten erwähnt: der langestreckte Dorfplatz von Büschdorf, die Brücke über die Reide in winterlichem Weiß, das Geburtshaus von Hans-Dietrich Genscher (* 21. März 1927) in Schönnewitz, der ursprünglich slawische Burgwall von Burg, das ehemalige grenzgeteilte Gasthaus Goldener Löwe in Kapellenende, die Kirche St. Gertraud (eine fränkische Heilige) in Reideburg mit romanischem Westwerk und gotischem Schiff sowie einer noch in der Mauer befindlichen piscina zum Waschen liturgischen Gerätes.

Alle Teilnehmer waren des Lobes voll für die detailreichen Ausführungen des langjährigen Heimatforschers und Bodendenkmalpflegers Dr. Fieber, dem es wie stets gelang vor- und frühgeschichtliche Situationen verständlich und vor dem geistigen Auge nachvollziehbar zu schildern. Dabei hielt er sich auch an den angekündigten Zeitrahmen und entließ die Gruppe nach drei erlebnisreichen Stunden und der von Vorstandsmitglied Dr. Gall angekündigten nächsten AGiSA Veranstaltung in einen weiterhin sonnig-eisigen Wintertag.

Text: Bettina Stoll-Tucker und David Tucker

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