Kulturdenkmale in der Dölauer Heide bei Halle und das Problem der Neophyten

Pflegemaßnahmen an ausgewählten archäologischen Denkmalen am 11. und 18. November 2017

Abb. 1: AGiSA-Mitglied und Mitarbeiterin des LDA Sachsen-Anhalt, M. Klamm, erläutert vor Ort die archäologische Situation in der Dölauer Heide.

Am 11.11.2017 trafen sich 15 Mitwirkende am Hubertusplatz am südöstlichen Rand der Dölauer Heide zu einem Arbeitseinsatz zur Denkmalpflege im wörtlichen Sinn. Ziel unseres Pflegeeinsatzes war ein Beitrag zur Zurückdrängung der Gewöhnlichen Schneebeere (Symphoricarpos albus), die als dichter Pflanzenfilz weite Flächen der Dölauer Heide und damit auch archäologische Denkmale überwuchert.

Ausgerüstet mit wetterfester Kleidung, Arbeitshandschuhen und Scheren durchquerten wir den schon sehr herbstlichen Wald und nutzten mit dem Wolfsschluchtweg einen vermutlich seit mehreren tausend Jahren genutzten Aufstieg auf den Tonberg. Auf der Plateaufläche erläuterte unser Vorstandsmitglied M. Klamm anhand des im Jahr 2014 im Zusammenhang mit der Sonderausstellung „3.300 BC – Mysteriöse Steinzeittote und ihre Welt“ im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle herausgegebenen Faltblattes (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (LDA), Halle (Saale) 2014) die geologische, topographische und archäologische Situation im Bereich der Bischofswiese mit Ton-, Schwarzem und Langem Berg (Abb. 1). Das Faltblatt „Die Dölauer Heide, ein außergewöhnliches Denkmalensemble der Jungsteinzeit“ veranschaulicht mittels eines Laserscans die herausgehobene Lage und die zur Umgebung steil abfallenden Hänge der ehemals ca. 20 ha umfassenden befestigten Siedlung. Das Faltblatt fand deshalb großes Interesse bei allen Teilnehmern und wurde gern mit nach Hause genommen.

Am Westrand der Bischofswiese suchten wir eine versteckt liegende Stelle auf, an der die mehrfache Wall-Graben-Anlage in einem Teilbereich wieder recht gut zu erkennen ist. Dieser Zustand ist der Zusammenarbeit mit der Stadt Halle zu verdanken, die im vergangenen Winter Bürgerarbeiter auf der Fläche zur Entfernung der Schneebeere einsetzte. Dies hatte sich bei unserer Frühjahrsexkursion im April 2016 noch ganz anders dargestellt, lediglich ein kaum 1 m breiter Pfad hatte noch den Blick auf die Höhenunterschiede des gestaffelten Wall-Graben-Systems freigegeben, die Stelle selbst war nicht so leicht zu finden gewesen.

Abb. 2: Die Helfer begutachten die Ergebnisse der Arbeiten.

Unser Arbeitseinsatz konzentrierte sich an diesem Tag auf die Grabhügel Nr. 15 und 16 (im Faltblatt mit 9 bezeichnet) und Grabhügel Nr. 13 nah am Wolfsschluchtweg sowie den bereits 1933 ausgegrabenen Grabhügel Nr. 17 (im Faltblatt 10). An allen vier Hügeln hatte es im vergangenen Winter bereits Vorarbeiten durch den AGiSA-Vorstand mit Helfern und die Stadt Halle gegeben, an die wir anknüpfen konnten. So wurden wiederausgetriebene Schneebeeren auf den Hügelkuppen entfernt und der Radius um die Grabhügel erweitert. Trotz der anstrengenden Arbeit machte die gemeinsame Arbeit Freude, zumal wir nach dem Aufstapeln der entnommenen Pflanzen sogleich mit dem sichtbaren Erfolg unserer Arbeit belohnt wurden. Die bearbeiteten Hügel erhalten durch die Freistellung von Sträuchern und Baumschösslingen ihre Form eindrucksvoll zurück, scheinen gleichsam höher geworden zu sein als zu Beginn der Arbeiten.

Eine vorbereitete kleine Stärkung zur Mittagszeit verschaffte uns die Gelegenheit, auch intensiver miteinander ins Gespräch zu kommen. Am frühen Nachmittag erwischte uns einer der eigentlich zahlreicher angekündigten Regenschauer; dieser war recht ergiebig, so daß wir die Arbeiten abbrechen mussten. Gemeinsam besichtigten wir die Ergebnisse unseres Einsatzes und die Freude über das Geschaffte war allen anzumerken (Abb. 2 u. 3). Wir stellten übereinstimmend fest, dass Wiederholungen der Pflege notwendig und sinnvoll sein werden, einige kündigten gleich an, beim nächsten Termin wieder dabei sein zu wollen. Dieser fand am 18.11. wenn auch in kleiner Runde statt.

Abb. 3: Trotz der unbeständigen Wetterlage leisteten die Teilnehmer ganze Arbeit.

Mit diesen Pflegeeinsätzen wird in der AGiSA ein neuer Weg beschritten – bei anderen unserer Veranstaltungen stehen meist Aspekte der Wissensvermittlung und des Erlebens archäologischer Denkmale im Vordergrund. Auch in der Zusammenarbeit von AGiSA und LDA mit Mitarbeitern des Naturschutzes bzw. Forstes der Stadt Halle wurden bei Abstimmungen gemeinsame Ziele erkannt, liegen die Flächen des Denkmalensembles doch zu großen Teilen im Naturschutzgebiet „Bischofswiese“ bzw. im Landschaftsschutzgebiet „Dölauer Heide“. Sowohl aus Sicht der Denkmalpflege als auch des Naturschutzes ist das verbreitete und ausschließliche Vorkommen der Schneebeere auf bestimmten Flächen nicht wünschenswert. Die Zusammenarbeit wird im kommenden Winter voraussichtlich fortgesetzt werden, um im Umfeld der Grabhügel weitere Flächen freizustellen und der Pflege eine größere Nachhaltigkeit zu verleihen.

Für ihren engagierten, erfolgreichen und gutgelaunten Einsatz bedanken wir uns bei allen Mitstreitern ganz herzlich und freuen uns auf eine Fortsetzung.

Text und Fotos: Anna Weide

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