Wanderung in der halleschen Heide

Abb. 1: Herr Wemhöner als sachkundiger Führer (Foto: M. Klamm).

Abb. 1: Herr Wemhöner als sachkundiger Führer (Foto: M. Klamm).

Die Dölauer Heide ist weit über Halle hinaus bekannt als Siedlungsplatz neolithischer und frühbronzezeitlicher Kulturen. Für Sonnabend, den 29. September 2012, hatte die Archäologische Gesellschaft in Sachsen-Anhalt zu einer Wanderung durch die Heide eingeladen. Unter der Leitung von Dr. Mechthild Klamm und Bodo Wemhöner (Abb. 1) hatten sich bei schönstem Wanderwetter 18 Besucher eingefunden. Auf der ersten Station wurde ein Steinkistengrab besucht, das 1930 zufällig entdeckt wurde und Scherben eines Glockenbechers enthielt. Das Skelett des bestatteten Hockers war damals bereits vergangen. Leider wurde die offen liegende Steinkiste in den letzten Monaten durch Rowdies erheblich beschädigt. Danach ging es vorbei am so genannten »Selbstmöderfriedhof« zur Schwedenschanze. Dieses Erdwerk von etwa 60 mal 60 Metern mit vier Bastionen wurde von schwedischen Truppen 1636 erbaut und diente der Beobachtung und Belagerung der Stadt Halle während des 30-jährigen Krieges.
Die Höhepunkte der Wanderung waren die Bischofswiese und der Lange Berg. Beide bilden eine zusammenhängende ebene Hochfläche, die bereits vor 5500 Jahren besiedelt war. Auf dieser Hochfläche sowie den angrenzenden Hügeln liegen mehr als 30 Grabhügel. Die Hochfläche und einige Grabhügel wurden zwischen 1933 und 1973 archäologisch untersucht. Es wurde festgestellt, dass das Plateau von ca. 22 ha mit Wällen und einem Palisadenzaun umgeben war und drei Zugänge hatte. Diese Fläche entspricht nahezu der Hälfte der Fläche des mittelalterlichen Halle. Da die ermittelten Strukturen durch Erosion, Unterholz und Laubfall im Wald heute kaum sichtbar sind, wurde versucht, durch »Laserscanning« aus der Luft einen Gesamtüberblick über die Anlage zu erhalten. Frau Dr. Klamm konnte auf einer grafischen Darstellung der Ergebnisse zeigen, wie gut die Befunde und die Rekonstruktion der Grabungsergebnisse mit den noch sichtbaren Gegebenheiten übereinstimmen. Der Laserscan zeigt auch, dass weite Teile der heute als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Bischofswiese, als landwirtschaftliche Fläche genutzt wurden.
Abb. 2: Die Steinkiste unter »Grabhügel 17« am Tonberg südwestlich der Bischofswiese im heutigen Zustand (Foto: M. Klamm).

Abb. 2: Die Steinkiste unter »Grabhügel 17« am Tonberg südwestlich der Bischofswiese im heutigen Zustand (Foto: M. Klamm).

Auf dem Langen Berg, der der Bischofswiese nördlich vorgelagert ist, wurden 1968/69 drei Grabhügel (Grabhügel 1 bis 3) untersucht. Die Fläche unter den Hügeln 1 und 2 war bereits vor der Hügelaufschüttung als Siedlungsfläche genutzt worden, wie Pfahlsetzungen eines Hauses und Keramikfunde unterhalb der Aufschüttung zeigten. Hügel 3 enthielt ein Steinkammergrab der Bernburger Kultur mit vorgelagerter Totenhütte. Die Steinkiste und die Rudimente des Grabhügels ließen die Ausmaße der Anlage erahnen. Westlich davon lag als Nachbestattung ein Steinpackungsgrab der Aunjetitzer Kultur mit einem Doppelniet und einem Kopf einer Ösennadel.
Am östlichen Rand der Bischofswiese wurde in den Jahren 1953 bis 1955 der Grabhügel 6 ausgegraben. Er enthielt als Besonderheit innen verzierte Steinplatten einer Grabkammer und Pfahlsetzungen eines 6 bis 8 Meter mal 18 bis 20 Meter großen Hauses mit Feuerstelle sowie etwas Holzkohle. Letztere wurde Mitte der 1960er Jahre mit der Radiocarbon-Methode auf 3000 Jahre B.C. bestimmt. Die Keramikfunde stammten von der Baalberger und der Salzmünder Kultur.
Auf dem südwestlich der Bischofswiese gelegenen Tonberg wurde der 1933 untersuchte »Hügel 17« besichtigt (Abb. 2). Hier stand eine Steinkiste mit reichem Keramikinventar der Schurkeramik. Das westlich des Steinkammergrabs gelegene Steinpackungsgrab der Aunjetitzer Kultur ist nicht mehr vorhanden.
Letzter Programmpunkt war die Besichtigung einer Steinkiste auf dem Kolkturmberg. Sie kam 1973 bei Fundamentarbeiten zum Bau des jetzigen Aussichtturms zutage und wurde, da sie die Bauarbeiten behinderte, 35 Meter südwestlich der Fundstelle wieder aufgebaut. Ein Blick vom Aussichtsturm am Ende der dreistündigen informativen Wanderung beeindruckte einige der Teilnehmer von der grünen Umgebung der Stadt Halle.

Text: B. Wemhöner

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