Archäologisch-kulturhistorische Wanderung im anhaltinischen Harz

Abb. 1: Ein deutlich sichtbarer Hohlweg (Foto: A. Swieder).

Abb. 1: Ein deutlich sichtbarer Hohlweg (Foto: A. Swieder).

Trotz regnerischen Wetters trafen sich am Samstag, den 2. November 2013 um 10.00 Uhr am »Drahtzug« in der Nähe von Mägdesprung 25 Personen, um an der von unserem Mitglied Udo Münnich vorbereiteten Wanderung teilzunehmen.
Am Treffpunkt befand sich ursprünglich eine im 16. Jh. wüst gefallene Schmelzhütte der Eisenhütte Mägdesprung. Der Name rührt von der 1787 bis 1842 dort angesiedelten Drahtzieherei. Der Weg führten nach Westen in Richtung Wüstung Riesigersberch (Ritzgerode), vorbei an einem terrassierten Gelände, welches aufgrund der Südausrichtung und der Flurüberlieferung vermutlich als ehemalige Ackerfläche oder Weinberge dieser Wüstung gedeutet werden kann. Die terrassierten Flächen sind vor Ort optisch, besser auf einem Laserscan, nachvollziehbar. Von der Wüstung selbst erkennt man am deutlichsten einen ehemaligen Damm, der den Jagdhausbach staute und die alte Dorflinde auf einem künstlich geschaffenen Plateau. Lesefunde belegen eine Besiedlung vom 11. bis zum 14. Jh. Urkunden nennen den Ort 1150 und um 1200. In einer letzten Erwähnung von 1498 scheint die Dorfstelle nicht mehr besetzt gewesen zu sein. Der Weg führte weiter zum »Russischen Haus« auf dem östlichen Teil des Ramberges in der Nähe eines kleinen aufgelassenen Steinbruches. Der Name geht auf ein verfallenes Jagdhaus von Fürst Friedrich Albrecht von Anhalt-Bernburg mit ehemals freiem Blick ins Selketal zurück. Direkt angrenzend liegt eine ehemalige Warte, deren Nutzung bis 1498 urkundlich belegt ist. Die Wandergruppe querte auf dem Weg zum Bremer Teich einen Kunstgraben, der vom Friedenstal – von mehreren Quellen gespeist und u.a. 10 m unterirdisch verlaufend – mit geringem Gefälle bis zum westlichen Ende des Bremer Teiches führt, wahrscheinlich um dort eine maximale Nutzung der Wasserkraft zu erzielen. Die Route führte anschließend zu einer direkt am Steilhang gelegenen 25 x 20 m großen Schanze gegenüber der Heinrichsburg. Diese ist hangseitig mit einem doppelten Wallsystem gut gesichert. Aufgrund der dort und an der Heinrichsburg vorgefundenen Geschosse wird vermutet, dass die Errichtung der Schanze frühestens im 15. Jh. stattfand und von hier aus diese beschossen wurde. Ein Zusammenhang mit der schriftlich nicht überlieferten Zerstörung der Heinrichsburg wird angenommen. Über einen Hohlweg (Abb. 1) gelangte die Gruppe ins Selketal.
Abb. 2: Gruppenbild vor dem Bergfried der Heinrichsburg (Foto: I. Vahlhaus).

Abb. 2: Gruppenbild vor dem Bergfried der Heinrichsburg (Foto: I. Vahlhaus).

Die letzte Station der Wanderung bildete die Heinrichsburg, die auf einem nach Südwesten ausgerichteten Bergsporn liegt. Die Burg diente vermutlich der Kontrolle des von Gernrode nach Harzgerode verlaufenden Weges und wird 1290 erstmalig mit einem Johann von der Heinrichsburg erwähnt. Die gesamte Burganlage ist von einem Wall-Graben-System umschlossen. Die Burg ist zur Spornseite zusätzlich durch drei Gräben und zwei Außenwerke gesichert. Gut erkennbar ist heute die Kernburg mit dem quadratischen Bergfried (Abb. 2) im umschlossenen Innenhof. Die Burg wurde vermutlich im 16. Jh. von der bereits erwähnten Schanze aus von Südwesten beschossen und die Burg letztmalig und auf diese Schanze bezogen umgestaltet und verstärkt. Nach mehrfachen urkundlichen Erwähnungen insbesondere im 14. Jh. ist über das Ende der Burg bislang nichts bekannt. Thomas Voigt – ehrenamtlich bestellter Bodendenkmalpfleger aus Langenstein und AGiSA-Mitglied – zeigte den Anwesenden einige von ihm aufgefundene Fundstücke von der Heinrichsburg. Ihm sei wie dem Vorsitzenden des Heimatvereines Harzgerode Heinz Mente sei neben dem Organisator Udo Münnich herzlich gedankt, dass sie die Gruppe mit ihrem Wissen und Anekdoten bereicherten.

Text: I. Vahlhaus

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